Hüngheim (Baden-Württemberg)

Physische Karte des Baulands Naturraum Nr. 128 (braun umrandet) Datei:Ravenstein in MOS.svg Hüngheim ist heute ein Teil der Stadt Ravenstein im Neckar-Odenwald-Kreis mit derzeit etwa 400 Einwohnern- ca. 25 Kilometer südwestlich von Bad Mergentheim gelegen (topografische Karte des 'Baulandes' mit Eintrag von Ravenstein, aus: wikipedia.org, gemeinfrei und Kartenskizze 'Neckar-Odenwald-Kreis', Hagar 2010, aus: commons.wikimedia.org, CC BY-SA 3.0). 

 

In dem der Familie v. Berlichingen gehörenden Dorf Hüngheim lebten seit Ende des 16.Jahrhunderts sehr wenige jüdische Familien, deren Anzahl sich auch im Laufe der Jahrhunderte nicht wesentlich vergrößerte. In den 1830er Jahren erreichte die Zahl der Hüngheimer Juden mit ca. 50 Personen ihren Höchststand; als Filialgemeinde waren sie der Merchinger Judenschaft angeschlossen. Auf Grund des „seit den ältesten Zeiten“ bestehenden engen Anschlusses an die Kultusgemeinde Merchingen suchten die Hüngheimer Juden dort die Synagoge auf und begruben auf dem Merchinger Friedhof auch ihre Toten. Als einzige rituelle Einrichtung gab es in Hüngheim eine Mikwe.

1827 wurde die Hüngheimer Gemeinde dem Bezirksrabbinat Merchingen zugeteilt.

Juden in Hüngheim:

         --- um 1595 .......................  2 jüdische Familien,

    --- 1832 .......................... 51 Juden,

    --- 1880 .......................... 20   “  ,

    --- 1900 ..........................  7   “  ,

    --- 1920 ..........................  keine.

Angaben aus: F.Hundsnurscher/G.Taddey, Die jüdischen Gemeinden in Baden - Denkmale, ... S. 138

 

Nach 1860 wanderten die Juden zunehmend aus Hüngheim ab und die kleine Gemeinschaft löste sich langsam völlig auf; gegen Ende des Ersten Weltkrieges hatten schließlich die letzten jüdischen Bewohner Hüngheim verlassen. Die bekannteste jüdische Familie Hüngheims war die Familie Schorsch, aus der der 1899 geborene Dr. Emil Schorsch entstammte; bis zu seiner Emigration in die USA 1938 hatte er die Funktion des zweiten Rabbiners der Kultusgemeinde in Hannover inne. Sein 1935 in Hannover geborene Sohn Ismar ist heute in den USA ein anerkannter Religionsgelehrter und Historiker.

 

Im Ravensteiner Stadtteil Ballenberg gab es im 19.Jahrhundert eine winzige jüdische Gemeinschaft, die kaum 25 Personen zählte. Im Jahre 1674 wurden erstmals Juden im Ort erwähnt. Vermutlich gab es hier einen Betraum; Verstorbene wurden in Bödigheim, später in Merchingen bzw. Krautheim beerdigt. 1888 verließ die letzte jüdische Familien Ballenberg.

 

Im Stadtteil Merchingen war die größte der jüdischen Gemeinden auf Ravensteiner Stadtgebiet beheimatet.

[vgl. Merchingen (Baden-Württemberg)]

 

 

 

Weitere Informationen:

F.Hundsnurscher/G.Taddey, Die jüdischen Gemeinden in Baden - Denkmale, Geschichte, Schicksale, Hrg. Archivdirektion Stuttgart, Kohlhammer Verlag, Stuttgart 1968, S. 138

Walter Brecht, Geschichten aus der Geschichte von Hüngheim im Kessachtal, Ravenstein 1990, S. 90 - 96

Hüngheim, in: alemannia-judaica.de

Ballenberg, in: alemannia-judaica.de

Joachim Hahn/Jürgen Krüger, “Hier ist nichts anderes als Gottes Haus ...” Synagogen in Baden-Württemberg, Teilband 2: Orte und Einrichtungen, Konrad Theiss Verlag GmbH, Stuttgart 2007, S. 385/386